12. März: Anna Sammet (1846-1900)
Pädagogin und Frauenrechtlerin



Am 12. März 1846 wurde Anna Sammet in eine gemischt konfessionelle Familie geboren. Nichts deutete darauf hin, dass Sie mit 31 Jahren die Leitung der städtischen höheren Töchterschule in Mannheim, das sogenannte Großherzogliche Institut für Mädchen, übernehmen würde. Sie war so beliebt, dass ihre Schülerinnen ihr einen Gedenkgrabstein stiften.
Anna Sammet, jüngste Tochter von Anna Maria Sammet, geb. Reinhard (* 1799) und Johann Baptist Sammet (* 1798) wuchs mit elf Geschwistern in Mannheim auf. Ihr Vater war Katholik, während ihre Mutter der protestantischen Religion angehörte.
Über die Ausbildung Anna Sammets ist nichts bekannt. Vermutlich besuchte sie das Großherzogliche Fräulein-Institut und erhielt dort ihre Ausbildung. Das Institut wurde 1810 von der Emigrantin Amalie von Graimberg in Karlsruhe gegründet und 1819, als die Großherzogin Stephanie von Baden ihren Witwensitz in Mannheim nahm, von Karlsruhe nach Mannheim verlegt. Es kam im ehemaligen Karmeliter-Kloster im Quadrat L 3,1-2 unter. Ihm obliegt die Erziehung und Bildung der Prinzessinnen und vornehmen Hofdamen. 1877 übernahm die Stadt Mannheim wegen Verschuldung die höhere Mädchenschule in ihren Besitz und gewann Anna Sammet als Vorsteherin für die Leitung. Sie begann im Jahr 1877 mit zehn Ganzpensionärinnen, vier Halbpensionärinnen und zehn Externen. Nach 15 Jahren war die Zahl der Ganzpensionärinnen auf 39 und die der Halbpensionärinnen auf 15 gestiegen. Anna Sammet blieb als Lehrerin, wie es in der damaligen Zeit typisch war, unverheiratet und hatte keine Kinder.
An der Schule wurden die Fächer Deutsch, Literatur, altklassische Literatur, Weltgeschichte, Kunstgeschichte, Geographie, Religion, Handarbeit, Turnen und Singen unterrichtet. Die humanistische Bildungsidee des Instituts sollte das Gute und Schöne in Geist und Gemüt der Frauen fördern. Auffallend ist, dass keine Mathematik unterrichtet wurde.
Anna Sammet leitete die höhere Bildungsanstalt für Mädchen bis zu ihrem Tod am 26. August 1900 in Mannheim. Zu Beginn des neuen Schuljahrs am 15. September 1900 wurde sie mit einer Gedächtnisfeier geehrt, an welcher die Lehrerinnen und alle Schülerinnen des Internats teilnahmen. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates Geh. Kommerzienrat Eckhard ehrte die Verstorbene mit einem Lebensbild und stellte die Bedeutung ihrer fast ein Viertel Jahrhundert dauernden Tätigkeit als Pädagogin und Leiterin der Schule dar.
1994 wurde in Mannheim-Käfertal ihr zu Ehren eine Straße benannt, was ihre wichtige Rolle in der Frauengeschichte Mannheims widerspiegelt. Die Anna-Sammet-Straße liegt in einem sogenannten Taufbezirk, in dem die Straßen nach berühmten Frauen und Frauenrechtlerinnen wie Elisabeth Altmann-Gottheiner, Ida Demel, Marie Bernays, Elisabeth Bergner, Esther Charlotte Brandes, Ida Ehre, Marie Scherer, Mary Wigman und Elisabeth Blaustein benannt sind.
Weiterführende Literatur und Quellen:
Großherzogliches Institut Mannheim, gegründet 1810, Mannheim 1910.
Rosmarie Günther: Bei einem Spaziergang über den Mannheimer Friedhof. In: Ilse Thomas (Hg.): Stadt ohne Frauen? Frauen in der Geschichte Mannheims. Mannheim 1993, S. 100-102.
Sigrid Schuster-Schmah: Lass dich gelüsten nach der Männer Bildung, Kunst, Weisheit und Ehre. In: Ilse Thomas, Sylvia Schraut (Hrsg.): ZeitenWandel. Frauengenerationen in der Geschichte Mannheims (= Frauen in der Geschichte Mannheims. Band 2). Edition Quadrat, Mannheim 1995, S. 168-183, bes. S. 172 f..
Bildquelle: Privat nach Günther, Spaziergang, S. 101.
Autorinnen: Mariam Marzak, Dea Alijaj, Nehaani Mahendran, Ecem Yika, Corinna Schneider. Der Text entstand im Rahmen des Projekts "Wiki-Girls - Geschichte(n) schreiben" im Juli 2022 in Mannheim.

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