Denk-Tage

2020 feiert Freiburg seinen 900sten Geburtstag, Ebersbach an der Fils ist 850 Jahre zuvor zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden. Der Hinrichtungstag des Jesuitenpaters Alfred Delp, Mitglied des Kreisauer Kreises, jährte sich am 2. Februar zum 75sten mal. 50 Jahre ist es her, dass ein Volksentscheid sich für die Beibehaltung des Landes Baden-Württemberg entschied. Und die Frauen? Wer weiß schon, dass Marianne Weber, die Frauenrechtlerin, feministische Schriftstellerin und badische Landtagsabgeordnete, am 2. August 150sten Geburtstag hat?

Frauen & Geschichte will mit der Rubrik Denk-Tage einen virtuellen Raum eröffnen für die Erinnerung an Frauen in Baden und Württemberg, an Ereignisse, Kämpfe und Siege mit Bedeutung für weibliche Lebensbedingungen und Handlungsspielräume.
Wir hoffen auf viele Beiträge, die wir gerne mit Ihrem Namen versehen hier veröffentlichen. Auch Texte von Nicht-Mitgliedern können angenommen werden, sofern diese mit den Zielen und den Ideen des Vereins übereinstimmen. Die Essays sollen maximal 4.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen. Sie können mit gemeinfreien Bildern (mind. eines) gestaltet werden. Eine sprechende Überschrift und ein zweizeiliger Teaser sind erwünscht. Bitte keine Fußnoten, aber gerne ein Hinweis auf weiterführende Lektüre. Die Beiträge bitte schicken an: info@frauen-und-geschichte.de.

Denk-Tage im April

01. April: Augusta (Gusta) Rath (1885–1983)
Frühe Studentin, vielseitig engagierte Ärztin

In Heilbronn blieb sie über den Tod hinaus als eine sehr tüchtige, anteilnehmende Ärztin in Erinnerung, die lange Arbeitstage und -wege nicht scheute, um ihren Patientinnen und Patienten zu helfen. Geboren wurde Augusta Rath geb. Kiesselbach, deren Rufname Gusta lautete, am 1. April 1885 in Erlangen und wuchs dort mit einer Mutter auf, die eine aktive Frauenrechtlerin war.

12. April: Thekla Kauffmann (1883–1980)
Frauenrechtlerin und Landtagsabgeordnete des Freien Volkstaats Württemberg 1919/20

Der frauenbewegten Landtagsabgeordneten der ersten Stunde, der Sozialbeamtin und Emigrationsbeauftragten Thekla Kauffmann, gelang es vor 80 Jahren, im April 1941, als eine der letzten jüdischen Bürger*innen dem Naziregime zu entkommen, bevor am 1.10. der Ausreisestopp und im Dezember die Deportationen der jüdischen Bevölkerung in den Osten umgesetzt wurden.

14. April: Amalie von Stubenrauch (1805–1876)
Hofschauspielerin

Am 14. April 1876 starb die Theaterschauspielerin Amalie Stubenrauch. 1805 in München geboren, spielte sie ab 1828 am Hoftheater in Stuttgart. Dort war sie einerseits als Schauspielerin sehr beliebt, andererseits gab es auch Stimmen, die ihre macht-volle Stellung als Vertraute von König Wilhelm I. kritisierten.

16. April: Doris Herzberg (1928–2001)
Überlebende des Holocaust

Doris Herzberg war eine „Halbjüdin“, die als Kind und Jugendliche den Verfolgungen des Nationalsozialismus in Mannheim ausgesetzt war und einen Bericht über ihre Erlebnisse verfasst hat. Anschaulich berichtet sie darüber, was es bedeutet, verfolgt zu werden und im Untergrund zu überleben.

22. April: Marie Bernays (1883–1939)
Sozialforscherin und Frauenrechtlerin

Marie Bernays gehört zu dem Kreis der Wissenschaftlerinnen im späten Wilhelminischen Kaiserreich, die einen großen Beitrag zur Entwicklung von Sozialforschung und professioneller Sozialarbeit leisteten. Als Nutznießerin des Kampfes der Frauenrechtlerinnen für das Frauenstudium war sie eine der ersten Promovendinnen an der Universität Heidelberg. Für die Frauenbewegung und die politische Partizipation von Frauen in der Weimarer Republik einzutreten, war für die Leiterin der sozialen Frauenschule in Mannheim selbstverständlich.

23. April: Bertha Thalheimer (1883–1959)
Politikerin, Journalistin, Frauenrechtlerin

Bertha Thalheimer war eine linke Politikerin, eine Journalistin, eine Frauenrechtlerin. Sie war mit Rosa Luxemburg und Clara Zetkin befreundet und starb am 23. April 1959.

26. April: Adelheid Steinmann (1866–1925)
Bildungspolitikerin und Frauenrechtlerin

Als Vorstandsmitglied des Freiburger Ortsverbands des Vereins „Frauenbildung–Frauenstudium“ zog die Professorengattin 1899 alle Register, um Frauen im Großherzogtum Baden den Weg zum gleichberechtigten Studium zu ebnen. Später war sie als Vorsitzende des Gesamtvereins an allen weiteren Universitätsöffnungen in Deutschland mindestens indirekt beteiligt. Ihr Kampf galt auch dem Frauenstimmrecht. Kaum war dieses erreicht, ließ sie sich in Bonn zur Stadtverordneten wählen und bekleidete dieses Amt bis kurz vor ihrem Tod.

28. April: Martha Schmidtmann (1892–1981)
Erste Professorin für Pathologie in Deutschland

Martha Schmidtmann war Pathologin, eine Koryphäe in ihrem Fach. Sie war die erste Professorin für Pathologie und leitete die Pathologischen Institute am Cannstatter Krankenhaus und am Stuttgarter Katharinenhospital.