Denk-Tage

2020 feiert Freiburg seinen 900sten Geburtstag, Ebersbach an der Fils ist 850 Jahre zuvor zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden. Der Hinrichtungstag des Jesuitenpaters Alfred Delp, Mitglied des Kreisauer Kreises, jährte sich am 2. Februar zum 75sten mal. 50 Jahre ist es her, dass ein Volksentscheid sich für die Beibehaltung des Landes Baden-Württemberg entschied. Und die Frauen? Wer weiß schon, dass Marianne Weber, die Frauenrechtlerin, feministische Schriftstellerin und badische Landtagsabgeordnete, am 2. August 150sten Geburtstag hat?

Frauen & Geschichte will mit der Rubrik Denk-Tage einen virtuellen Raum eröffnen für die Erinnerung an Frauen in Baden und Württemberg, an Ereignisse, Kämpfe und Siege mit Bedeutung für weibliche Lebensbedingungen und Handlungsspielräume.
Wir hoffen auf viele Beiträge, die wir gerne mit Ihrem Namen versehen hier veröffentlichen. Auch Texte von Nicht-Mitgliedern können angenommen werden, sofern diese mit den Zielen und den Ideen des Vereins übereinstimmen. Die Essays sollen maximal 4.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen. Sie können mit gemeinfreien Bildern (mind. eines) gestaltet werden. Eine sprechende Überschrift und ein zweizeiliger Teaser sind erwünscht. Bitte keine Fußnoten, aber gerne ein Hinweis auf weiterführende Lektüre. Die Beiträge bitte schicken an: info@frauen-und-geschichte.de.

Denk-Tage im November

10. November: Erna Pichler-Thele (1900–2001)
Erste Studentin an der Mannheimer Ingenieurschule

Erna Pichler-Thele steht beispielhaft für viele Frauen ihrer Generation, die in jungen Jahren einen Aufbruch in die Männerwelt gewagt haben, dann aber durch die Verhältnisse ausgebremst wurden. Neben den „klassischen“ Gründen Ehe und Mutterschaft war es in ihrem Fall auch die restriktive Frauenpolitik des NS-Staates, die dazu geführt hat, dass die studierte und diplomierte Elektrotechnikerin die längste Zeit ihres Lebens an der Theaterkasse des Nationaltheaters Mannheim tätig war.

13. November: Christina Wilhelmina von Grävenitz wird am 13. November 1707 als morganatische Ehefrau des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg präsentiert

Waren einflussreiche Frauen an den absolutistischen Höfen, wie Christina Wilhelmina von Grävenitz, so etwas wie Vorreiterinnen der Emanzipation? Eine wissenschaftliche Brille, die die Fehlsichtigkeit im Hinblick auf die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern am Hof korrigiert, hilft bei der Einschätzung.

20. November: Maria Theresia Canton (1795–1870)
Gründerin und Präsidentin des Mannheimer Frauenvereins „Concordia”

Wie konnten sich Frauen an der Revolution 1848/49 beteiligen? Nach den damaligen Vorstellungen war die ideale Frau sittsam und zurückhaltend und trat nicht in der Öffentlichkeit auf. Aber Frauen sahen in Vereinen eine Möglichkeit tätig zu werden. Das geschah auch in Mannheim, wo Theresia Canton den Frauenverein „Concordia" gründete.

29. November: Gertrud Müller, geb. Wieland (1915–2007)
Gesellschaftskritikerin und Antifaschistin

Drei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Gertud Müller als KZ-Überlebende zur Vorsitzenden der Lagergemeinschaft des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück gewählt. Von 1979–1997 setzte sie sich hier neben ihren späteren Aufgaben als Vizepräsidentin des Internationalen Ravensbrückkomitees für die gesellschaftliche, politische und juristische Wiedergutmachung ihrer Leidensgenossinnen ein. Die auf das Recht des Widerstands Beharrende sah sich in ihrem tolerant politischen Handeln in der kommunistischen Weltanschauung aufgehoben.