01. Januar: Katharina, Mathilde und Bertha Burger
Fabrikgründerinnen


Die Schwestern Burger von links: Mathilde, Katharina und Bertha, in der Mitte in Weiß die Cousine Helene
Mit einem Hobby kann man sogar gutes Geld verdienen. Die Schwestern Burger aus Munderkingen machten es vor.
Die Schwestern Katharina (1847-1938), Mathilde (1850-1932) und Bertha (1848-1934), Töchter des Wagners Josef Burger in Munderkingen, fertigten gerne Stickereien und machten ihr Hobby zum Beruf. Angeregt von einem kirchlichen Paramentenverein gründeten sie im Jahr 1885 eine Paramentenfabrik, die liturgische Gewänder für katholische Priester herstellte. Die drei Frauen, so wird berichtet, hatten neben dem Sticken besondere Fertigkeiten, die für die Führung eines Betriebs von Vorteil waren: Eine hatte eine besondere künstlerische Begabung und war für die Ornamentik der Stickereien verantwortlich, die andere besaß eine schöne Telefonstimme und die dritte war eine gute Rechnerin. Der Vater Josef hatte darauf bestanden, dass alle drei eine gute schulische Ausbildung erhielten. Der Vater war es auch, der sie zu dieser Firmengründung ermunterte. Im Jahr 1885 wurde der Betrieb ins Gewerbekataster der Stadt Munderkingen eingetragen. Bald schon gab es neben einem deutschen auch einen englischsprachigen Katalog, um für die liturgischen Gewänder in den USA einen Absatzmarkt zu finden. Später entwickelte sich aus dem Betrieb eine Stickerei für Fahnen und Wimpel aller Art.
Zu Zeiten der drei Schwestern war das Haus sehr streng christlich geführt. Die Unternehmerinnen nahmen auch junge Frauen in Kost und Logis zur Ausbildung auf, was dem Betrieb eine fast klösterliche Gestalt gab.
Die Stickerei existierte bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts.
Weiterführende Literatur und Quellen:

Jörg Martin: Munderkinger Bilder. Fotografien aus 120 Jahren Stadtgeschichte, Bad Schussenried 2002, S. 44.
Petra Thaidigmann: Munderkingen, in: Wolfgang Niess (Hrsg.): Daheim in Baden-Württemberg, Bd. 3, Tübingen 2009, S. 90 - 93.
Stadtarchiv Munderkingen: B 129/2 (Gewerbekataster), S. 36.

Bildquelle: Jörg Martin, Munderkinger Bilder, S. 44

Autorin: Ursula Erdt
Datum:30.12.2023

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