15.
Februar:
Gertrud Schenk von Castell (1636–1709)
Äbtissin des Klosters Urspring 1664–1707
Gertrud entstammte der adeligen Familie der Schenken von Castell. Deren Stammschloss Castell lag bei Tägerwilen im Schweizer Kanton Thurgau unweit von Konstanz am Bodensee. Die Schenken von Castell waren Dienstmannen der Bischöfe von Konstanz und der Fürstäbte von St. Gallen. Gertruds Vater hieß Ulrich Christoph. Er war Rat in St. Gallen und Pfleger in Romanshorn. Gertruds Mutter Maria Cleophe war eine geborene von Wolfurth. Die Burg ihrer Familie lag südlich von Bregenz im oberen Rheintal.
Gertrud wurde zwischen dem 15. Februar 1636 und dem 15. Februar 1637 wohl in Romanshorn geboren. Getauft wurde sie auf den Namen Maria Susanna. Sie hatte zahlreiche Geschwister. Zum Zeitpunkt von Gertruds Geburt wurde der Cousin ihres Vaters, Marquard, ein Geistlicher, zum Fürstbischof von Eichstätt gewählt.
Auch Maria Susanna wurde wie zwei ihrer Schwestern für den geistlichen Stand bestimmt. Am 10. Juni 1650 - mit ca. 14 Jahren - brachte ihre Familie sie und ihre Schwestern Francisca und Rosamunde in das Noviziat des Klosters Urspring. Für ihren Eintritt bezahlte Gertruds Vater pro Mädchen 300 Gulden.
Die Ewigen Gelübde (Profess) legte Gertrud, so nunmehr ihr Ordensname, am 25. November 1654 ab. Zehn Jahre später, am 4. Dezember 1664, wählten sie die Nonnen zu ihrer Frau „Meisterin", ein Titel für das Oberhaupt eines Frauenkonvents. Gertrud war damals etwa 28 Jahre alt. Sie nannte sich als erste nicht „Meisterin", sondern „Äbtissin".
Die nunmehrige Äbtissin entwickelte große Aktivitäten in geistlichen und „zeitlichen" Dingen. Sie setzte die Konsolidierung des klösterlichen Haushalts ihrer Vorgängerin fort und war bemüht, die Desorganisation der Klosterverwaltung und die Verarmung der Klosteruntertanen zu beheben. Um genaue Kenntnisse über den Güterbesitz des Klosters zu erhalten, ließ sie den Besitz durch so genannte Lagerbücher vollständig neu verzeichnen. In der Klosterkirche ließ sie die Kapelle Maria Hilf errichten, für die Papst Innozenz 1681 einen Indulgenzbrief ausgestellt hatte. In all den Dörfern des Klosterstaates belehnte sie ca. 63 Familien mit Höfen und Gütern.
Streitigkeiten mit den Nachbarn, vor allem Weidestreitigkeiten, begegnete sie mit Vorschlägen zu Vergleichen, so mit Ennahofen, Allmendingen, Schmiechen und Ringingen. Differenzen gab es auch immer wieder mit der benachbarten Stadt Schelklingen.
Der Urspringer Hofmeister Christian Höldobler schrieb am 26. November 1706, ein Jahr vor Niederlegung des Amts durch Gertrud, über ihr Wirken:
„Die Regierung hat sye [d.h. Gertrud] mit vihlen 1000 Gulden Schulden, und keinen Heller Paargelt ahngetroffen, gleich nach dem Frudensschluss [gemeint ist der Westfälische Friede 1648 nach dem Dreißigjährigen Krieg], da alles in Schwaben ruiniert gewest, also das Herr [Hofmeister] Rethaber seelig in seinem Protokol dises beysezet, das bei dem Gottshaus hab ich gefunden, 3 schlechte Ross, 5 Melkhkhüe, bey 30 Schaff und 5 Schwein, und an allen Orten Schulden gewesen anno 1647 etc. etc. Solche Schulden aber alle rüehmlich bezahlt und darfür schöne Capitalia ausgelichen, und darmit des Gottshauses Einkünffte melioriert [verbessert]. Umb etliche 1000 Gulden Güeter hat sye erkauft, vorhero aber eine lange Zeit versetzt gewesen..."
Allerdings interpretiert der Hofmeister Christian Höldobler hier die Verdienste von Gertruds Vorgängerin Anna Sibylla von Gemmingen mit ihren Hofmeistern Johann Rethaber und Johann Konrad Senfflin als die Verdienste Gertruds.
Folgende Worte können aber tatsächlich auf das Wirken Gertruds zutreffen:
„Das Rüehmblichste aber ist, das ich von Herrn Pater Dominico seeligen gehört, das in clösterlicher Zucht ihresgleichen nit seye, und ist, das die Conventfrawen sye lieben und zumahlen förchten und Gott dienen. Bey ihrer Profession seyndt 3 Frawen zue Urspring gewest, bey Ihrer Erwöhlung aber 7, gegenwärtig aber werden 17 und 10 oder 11 Schwestern seyn, die adelichen Kinder werden wohl erzogen, denen Underthanen in größten Nöthen große Hülf mit Gült und Früchten gethan, und sonderheitlich ist solches geschehen, da die Frucht theur und der Mangel groß gewest, also das ich selbsten waiss, das einige Jahr mit nur 100 bis 150 Schöffel aufgelehnet worden. Dises also in Eyll etc. etc.
Urspringen, den 26. Novembris 1706."
Am 20. Oktober 1707 legte Gertrud ihr Amt nieder, am 15. Februar 1709 starb sie. Wo sie begraben wurde, ist nicht bekannt.
Gertrud wurde zwischen dem 15. Februar 1636 und dem 15. Februar 1637 wohl in Romanshorn geboren. Getauft wurde sie auf den Namen Maria Susanna. Sie hatte zahlreiche Geschwister. Zum Zeitpunkt von Gertruds Geburt wurde der Cousin ihres Vaters, Marquard, ein Geistlicher, zum Fürstbischof von Eichstätt gewählt.
Auch Maria Susanna wurde wie zwei ihrer Schwestern für den geistlichen Stand bestimmt. Am 10. Juni 1650 - mit ca. 14 Jahren - brachte ihre Familie sie und ihre Schwestern Francisca und Rosamunde in das Noviziat des Klosters Urspring. Für ihren Eintritt bezahlte Gertruds Vater pro Mädchen 300 Gulden.
Die Ewigen Gelübde (Profess) legte Gertrud, so nunmehr ihr Ordensname, am 25. November 1654 ab. Zehn Jahre später, am 4. Dezember 1664, wählten sie die Nonnen zu ihrer Frau „Meisterin", ein Titel für das Oberhaupt eines Frauenkonvents. Gertrud war damals etwa 28 Jahre alt. Sie nannte sich als erste nicht „Meisterin", sondern „Äbtissin".
Die nunmehrige Äbtissin entwickelte große Aktivitäten in geistlichen und „zeitlichen" Dingen. Sie setzte die Konsolidierung des klösterlichen Haushalts ihrer Vorgängerin fort und war bemüht, die Desorganisation der Klosterverwaltung und die Verarmung der Klosteruntertanen zu beheben. Um genaue Kenntnisse über den Güterbesitz des Klosters zu erhalten, ließ sie den Besitz durch so genannte Lagerbücher vollständig neu verzeichnen. In der Klosterkirche ließ sie die Kapelle Maria Hilf errichten, für die Papst Innozenz 1681 einen Indulgenzbrief ausgestellt hatte. In all den Dörfern des Klosterstaates belehnte sie ca. 63 Familien mit Höfen und Gütern.
Streitigkeiten mit den Nachbarn, vor allem Weidestreitigkeiten, begegnete sie mit Vorschlägen zu Vergleichen, so mit Ennahofen, Allmendingen, Schmiechen und Ringingen. Differenzen gab es auch immer wieder mit der benachbarten Stadt Schelklingen.
Der Urspringer Hofmeister Christian Höldobler schrieb am 26. November 1706, ein Jahr vor Niederlegung des Amts durch Gertrud, über ihr Wirken:
„Die Regierung hat sye [d.h. Gertrud] mit vihlen 1000 Gulden Schulden, und keinen Heller Paargelt ahngetroffen, gleich nach dem Frudensschluss [gemeint ist der Westfälische Friede 1648 nach dem Dreißigjährigen Krieg], da alles in Schwaben ruiniert gewest, also das Herr [Hofmeister] Rethaber seelig in seinem Protokol dises beysezet, das bei dem Gottshaus hab ich gefunden, 3 schlechte Ross, 5 Melkhkhüe, bey 30 Schaff und 5 Schwein, und an allen Orten Schulden gewesen anno 1647 etc. etc. Solche Schulden aber alle rüehmlich bezahlt und darfür schöne Capitalia ausgelichen, und darmit des Gottshauses Einkünffte melioriert [verbessert]. Umb etliche 1000 Gulden Güeter hat sye erkauft, vorhero aber eine lange Zeit versetzt gewesen..."
Allerdings interpretiert der Hofmeister Christian Höldobler hier die Verdienste von Gertruds Vorgängerin Anna Sibylla von Gemmingen mit ihren Hofmeistern Johann Rethaber und Johann Konrad Senfflin als die Verdienste Gertruds.
Folgende Worte können aber tatsächlich auf das Wirken Gertruds zutreffen:
„Das Rüehmblichste aber ist, das ich von Herrn Pater Dominico seeligen gehört, das in clösterlicher Zucht ihresgleichen nit seye, und ist, das die Conventfrawen sye lieben und zumahlen förchten und Gott dienen. Bey ihrer Profession seyndt 3 Frawen zue Urspring gewest, bey Ihrer Erwöhlung aber 7, gegenwärtig aber werden 17 und 10 oder 11 Schwestern seyn, die adelichen Kinder werden wohl erzogen, denen Underthanen in größten Nöthen große Hülf mit Gült und Früchten gethan, und sonderheitlich ist solches geschehen, da die Frucht theur und der Mangel groß gewest, also das ich selbsten waiss, das einige Jahr mit nur 100 bis 150 Schöffel aufgelehnet worden. Dises also in Eyll etc. etc.
Urspringen, den 26. Novembris 1706."
Am 20. Oktober 1707 legte Gertrud ihr Amt nieder, am 15. Februar 1709 starb sie. Wo sie begraben wurde, ist nicht bekannt.
Weiterführende Literatur und Quellen:
Anton Braig, Werner Kreitmeier: Stammbaum des Geschlechtes der Schenken von Castell, Oberdischingen 2021
Immo Eberl: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127 - 1806, Stuttgart 1978
Ursula Erdt: Gertrud von Schenk-Castell. Äbtissin des Klosters Urspring bei Schelklingen von 1664 - 1707 (1636 - 1709), in: Rainer Brüning und Regina Keyler (Hrsg.): Lebensbilder aus Baden-Württemberg 25, Stuttgart 2018, S. 50 - 62;
Autorin: Ursula Erdt
Immo Eberl: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127 - 1806, Stuttgart 1978
Ursula Erdt: Gertrud von Schenk-Castell. Äbtissin des Klosters Urspring bei Schelklingen von 1664 - 1707 (1636 - 1709), in: Rainer Brüning und Regina Keyler (Hrsg.): Lebensbilder aus Baden-Württemberg 25, Stuttgart 2018, S. 50 - 62;
https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Gertrud_Schenk_von_Castell, abgerufen am 15.11.2021
Bildquelle: Anton Braig, Werner Kreitmeier: Stammbaum des Geschlechtes der Schenken von Castell, Oberdischingen 2021, S. 44Autorin: Ursula Erdt
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