10. September: Maria Rigel (1869–1937)
Schulrektorin und Landtagsabgeordnete


Maria Rigel
Mannheim war Mittelpunkt der beruflichen wie politischen Aktivitäten von Maria Rigel. Dort war sie die erste Frau, der ein Schulrektorat übertragen wurde, und sie wurde für das Zentrum in den Badischen Landtag gewählt. Ihre Geburtsstadt war aber Adelsheim und gestorben ist sie am 10. September 1937 in Konstanz – die mütterliche Familie stammte vom Bodensee. Als junge Frau war sie auch in Forst, Überlingen, Waldshut und Reichenau als Lehrerin tätig. So gibt es also etliche badische Orte, mit denen ihr Leben verbunden war.
Maria Anna Susanna Rigel war das fünfte von sechs Kindern des Notars Cornel Rigel in Adelsheim, wo sie am 11. September 1869 geboren wurde. Ihre Mutter Maria Carolina, geb. Hibschenberger, starb 1871. Die Familie siedelte 1873 nach Mannheim über, allerdings blieben die beiden jüngsten Töchter Maria und Bertha zunächst im Haus ihres Großvaters Hibschenberger in Adelsheim. Als ihr Vater 1880 wegen Unterschlagung zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, übernahmen die elf bzw. acht Jahre älteren Halbschwestern Eva und Hedwig Rigel, die aus der ersten Ehe des Vaters stammten, die Sorge um die beiden jüngeren Mädchen aus zweiter Ehe. Maria Rigel besuchte 1883 bis 1884 die höhere Mädchenschule in Mannheim und absolvierte anschließend das Offenburger Klosterinstitut und das Karlsruher Lehrerinnenseminar, wo sie 1890 die Lehrerinnenprüfung erfolgreich ablegte.
Nach verschiedenen Stationen, die sie als junge Lehrerin durchlief, kam sie 1896 nach Mannheim zurück und unterrichtete drei Jahrzehnte lang an der Hildaschule in der Neckarstadt. 1926 war sie die erste Frau, der in Mannheim die Leitung einer Schule übertragen wurde. Bis zu ihrem Ruhestand 1932 stand sie als Rektorin der K 5-Schule vor.
Mit ihrer Rückkehr nach Mannheim wohnte sie - ihr Vater war bereits 1894 verstorben - zeitlebens mit ihrer ebenfalls unverheirateten älteren Halbschwester Hedwig zusammen. Diese war auch berufstätig und arbeitete als Kontoristin.
Maria Rigel engagierte sich im Katholischen Arbeiterinnenverein, da sie sich sehr für das Los der Fabrikarbeiterinnen, die zu Niedriglöhnen Schwerstarbeit verrichteten und dabei schlechter gestellt waren als ihre männlichen Kollegen, interessierte. 1912 gründete sie die Mannheimer Ortsgruppe des Katholischen Deutschen Frauenbundes, deren Vorsitz sie übernahm. Auch in der Berufsorganisation der Lehrerinnen war Rigel aktiv. Ihr Leben lang strebte Rigel nach Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, gerade auch, weil sie als Lehrerin ständig die Ungleichbehandlung vor Augen hatte: Sobald eine Lehrerin heiratete, musste sie ihren Beruf aufgeben, zugleich wurde den unverheirateten Lehrerinnen in den 1920er Jahren eine „Ledigensteuer" - ein zehnprozentiger Lohnsteueraufschlag - auferlegt, obwohl sie generell bereits weit weniger als ihre gleichrangigen männlichen Kollegen verdienten.
Schon vor 1919 war Maria Rigel Mitglied der Zentrumspartei. Nach der Einführung des Frauenwahlrechts wurde sie sowohl in die Mannheimer Stadtverordnetenversammlung als auch in die Badische Nationalversammlung gewählt. 1921 erhielt sie ein Mandat für den Badischen Landtag, das sie bis 1933 ohne Unterbrechung behielt. Dort saß sie im Schul- und Haushaltsausschuss. Rigel entschied sich bewusst gegen eine Karriere als Reichstagsabgeordnete, wohl auch, um ihren Beruf weiter ausüben zu können.
Wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes wurde Maria Rigel 1932 in den einstweiligen Ruhestand versetzt, zwei Jahre später in den dauernden Ruhestand. Die Schwestern Rigel zogen daraufhin nach Ludwigshafen am Bodensee. Einen Tag vor ihrem 68. Geburtstag verstarb Maria Rigel in Konstanz.
In Mannheim-Sandhofen wurde 2007 eine Straße nach Maria Rigel benannt.
Weiterführende Literatur und Quellen:
Exner, Konrad: Maria Rigel. Mannheimer Abgeordnete im badischen Landtag nach Einführung des Frauenwahlrechts 1919. In: Hierzuland / Arbeitskreis Heimatpflege Nordbaden, Regierungsbezirk Karlsruhe 41 (2008), S. 24-28.
Maria Rigel. In Nieß, Ulrich (Hg.): Jede Frau hat eine Geschichte. 25 Biographien Mannheimer Pionierinnen. Mannheim 2020, S. 18-19.
Siebler, Clemens: Maria Anna Susanna Rigel. In: Badische Biographien NF 4 (1996), 231-232.
Bildquelle: MARCHIVUM, Bildsammlung, AB01612-8-099c.
Autorin: Susanne Schlösser

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