07. Juni: Maria Kirchner, geb. Hafner (1915–2005)
Kurzwarenhändlerin und erste Gemeinderätin in Erbach/Donau


Maria Kirchner, o.J.
Als Maria Kirchner, geb. Hafner, 1948 im Haus ihres Mannes ein Kurzwarengeschäft eröffnete, konnte sie nicht voraussehen, dass sie eines Tages als erste Frau in den Gemeinderat von Erbach/Donau gewählt werden würde. Sie blieb Mitglied in dem Gremium bis 1971.
Maria Kirchner wurde als Maria Hafner 1915 in dem Ulmer Vorort Söflingen als Kind von Anton Hafner und Katharina, geb. Rittelmann, geboren. Ihr Vater war Kraftfahrer. Als sie ein Kind war, zogen ihre Eltern ins benachbarte Erbach/Donau. Dort besuchte sie die Schule. Eine Lehre als Verkäuferin im Kaufhaus Maurer in Ulm schloss sich an. Danach arbeitete sie drei Jahre als Verkäuferin in einem Textil- und Kolonialwarengeschäft im Allgäu.
1938 kehrte sie wieder nach Erbach zurück und heiratete den Kraftfahrer Maximilian Kirchner.
Vier Söhne wurden geboren. Ab der Währungsreform betrieb Maria Kirchner im Haus ihres Mannes in der Erbacher Hauptstraße ein Geschäft mit Textilien, Stoffen, Kurzwaren und Wolle.
Als im Jahr 1956 die Gemeinderatswahl anstand, fehlte dem Handwerker- und Gewerbeverein noch ein Kandidat. Frau Kirchner ließ sich überreden, bekam auf Anhieb die meisten Stimmen und war somit die erste Frau im Erbacher Gemeinderat. Sie schloss sich der Freien Wählervereinigung an und blieb im Gemeinderat bis 1971.
1959 baute man auf der Straßenseite gegenüber dem ihren ein Gebäude, in dem die Post untergebracht wurde. Bevor nun die Leute in die Post eintraten, kamen viele zu Frau Kirchner und ließen sich von ihr die Päckchen vorbereiten und die benötigten Formulare ausfüllen. Frau Kirchner half bereitwillig allen.
Sie animierte auch ihre Schwester, die Friseurin war, einen Salon zu eröffnen, der 1948 im gleichen Haus Platz fand und später dann in ein anderes Domizil übersiedelte. Sie half dabei, die zehn bis zwölf Friseurinnen, die der Salon in Hochzeiten hatte, zu organisieren.
Sehr am Herzen lag ihr auch der Turn- und Sportverein Erbach. Viele Jahre ging sie zum Turnen und noch im Alter konnte sie einen Handstand auf dem Tisch machen.
Im Alter wurde Frau Kirchner hauptsächlich von ihrer Schwester gepflegt. Sie starb 2005 in Oberdischingen. Ein Nachruf der Stadt Erbach würdigte das Wirken der Verstorbenen: „Frau Maria Kirchner war gerne unter den Leuten. Mit ihrer leutseligen, zupackenden Art war sie beliebt und geschätzt. Mit vollem Engagement und großer Begeisterung brachte sie sich in die Arbeit des Gemeinderates ein."
Weiterführende Literatur und Quellen:
Nachruf im Mitteilungsblatt der Stadt Erbach v. 10.03.2005
Walter Eggel: Umfrage unter den Erbacher Handwerksbetrieben
Persönliche Erinnerung der Schwester Elfriede Graf, Erbach
Foto: Stadt Erbach, Rudolf Klauer
Autorin: Ursula Erdt
Datum: 06.06.2023

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