04.
August:
Anna Blos (1866–1933)
Vorkämpferin für eine Frauengeschichte
Anna Blos wurde als Anna Berta Antonia Tomascewska am 4. August 1866 in Liegnitz in Niederschlesien in eine bürgerliche Familie hineingeboren. Sie besuchte zunächst das Karlsruher Viktoria Pensionat, das drei Klassen und einen Oberkursus anbot. Diese Schule hatte einen guten Ruf und bereitete junge Frauen insbesondere auf den Besuch des Lehrerinnenseminars vor. Anna besuchte das Lehrerinnenseminar Prinzessin-Wilhelm-Stift in Karlsruhe. Anschließend ging sie nach Berlin, studierte an der dortigen Humboldt-Universität Geschichte, Literatur und Sprachen und legte anschließend das Oberlehrerinnenexamen ab. In welcher Schule sie danach unterrichtete, ist leider nicht bekannt.
In Berlin lernte sie den SPD-Politiker Wilhelm Blos kennen und kam durch ihn ebenfalls zur SPD. 1905 heirateten sie und zogen zusammen nach Stuttgart-Cannstatt. Anna war damals bereits 39 Jahre alt und Wilhelm 56. Sie hatten ähnliche Interessen: Beide waren in der SPD politisch aktiv, beide lasen viel und schrieben Aufsätze und Bücher. Sie führten eine recht gleichberechtigte Ehe. Anna Blos arbeitete weiter als Lehrerin und wurde 1910 als erste Frau im Deutschen Reich zur Ortsschulrätin gewählt, wo sie sich insbesondere für die Verbesserung der Bildungschancen von Arbeiterkindern einsetzte. Für die sozialistische Presse schrieb sie einige Artikel, in denen sie sich für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzte, insbesondere auch für den Einsatz von Lehrerinnen und die Mitarbeit der Frauen in der Gemeinde. Sie schrieb unter anderem für die von Clara Zetkin in Stuttgart herausgegebene Zeitschrift „Die Gleichheit", für die „Schwäbische Tagwacht" und für den „Vorwärts".
Anna Blos war Mitglied des württembergischen Landesvorstandes der SPD und wurde 1919 als einzige Frau aus Württemberg in die Weimarer Nationalversammlung gewählt. Hier war sie eine von 37 Frauen unter den 423 Abgeordneten. Da es für sie eine Selbstverständlichkeit war, sich am Aufbau der Demokratie als Frau zu beteiligen, engagierte sie sich auch in führender Position im Verein für das Frauenwahlrecht. Sie gründete zudem den Verband Stuttgarter Hausfrauen, dessen Vorsitzende sie wurde. Außerdem arbeitete von Beginn an in der Frauenabteilung der Volkhochschule mit, die 1919 gegründet worden war. Dort hielt sie Kurse für Arbeiterfrauen ab.
1918, mit der Wahl von Wilhelm Blos zum ersten württembergischen Staatspräsidenten, zog das Ehepaar in die Dienstwohnung im Alten Schloss, wo sie auch nach der Abdankung von Wilhelm Blos 1920 wohnen bleiben konnten. Als er1927 starb, konnte Anna diese Dienstwohnung weiterhin nutzen.
In ihren Büchern, die nach dem Tod von Wilhelm erschienen, setzte sich Anna Blos für eine Neubewertung der Rolle der Frau in der Geschichtsschreibung ein. Bis dahin kamen Frauen in der Geschichtsschreibung meist gar nicht vor. Aber Anna Blos suchte nach ihnen in alten Quellen. In ihrem 1928 herausgegebenen Buch „Frauen der Revolution 1848" würdigte sie die wichtige Beteiligung der Frauen an dieser Revolution. In ihrem ein Jahr später erschienenen Buch „Frauen in Schwaben" beschreibt sie die Leistungen von 15 Frauen aus dem Schwabenland. 1930 verfasste sie zusammen mit anderen Frauen das Buch „Die Frauenfrage im Lichte des Sozialismus", eine Geschichte der sozialdemokratischen Frauen.
Anna Blos verlor nach dem Brand des Alten Schlosses 1931 ihre Wohnung und auch ihre sehr umfangreiche Bibliothek, die sie zusammen mit ihrem Mann Wilhelm aufgebaut hatte. Sie starb 1933 in Stuttgart und wurde auf dem Pragfriedhof bestattet.
In Berlin lernte sie den SPD-Politiker Wilhelm Blos kennen und kam durch ihn ebenfalls zur SPD. 1905 heirateten sie und zogen zusammen nach Stuttgart-Cannstatt. Anna war damals bereits 39 Jahre alt und Wilhelm 56. Sie hatten ähnliche Interessen: Beide waren in der SPD politisch aktiv, beide lasen viel und schrieben Aufsätze und Bücher. Sie führten eine recht gleichberechtigte Ehe. Anna Blos arbeitete weiter als Lehrerin und wurde 1910 als erste Frau im Deutschen Reich zur Ortsschulrätin gewählt, wo sie sich insbesondere für die Verbesserung der Bildungschancen von Arbeiterkindern einsetzte. Für die sozialistische Presse schrieb sie einige Artikel, in denen sie sich für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzte, insbesondere auch für den Einsatz von Lehrerinnen und die Mitarbeit der Frauen in der Gemeinde. Sie schrieb unter anderem für die von Clara Zetkin in Stuttgart herausgegebene Zeitschrift „Die Gleichheit", für die „Schwäbische Tagwacht" und für den „Vorwärts".
Anna Blos war Mitglied des württembergischen Landesvorstandes der SPD und wurde 1919 als einzige Frau aus Württemberg in die Weimarer Nationalversammlung gewählt. Hier war sie eine von 37 Frauen unter den 423 Abgeordneten. Da es für sie eine Selbstverständlichkeit war, sich am Aufbau der Demokratie als Frau zu beteiligen, engagierte sie sich auch in führender Position im Verein für das Frauenwahlrecht. Sie gründete zudem den Verband Stuttgarter Hausfrauen, dessen Vorsitzende sie wurde. Außerdem arbeitete von Beginn an in der Frauenabteilung der Volkhochschule mit, die 1919 gegründet worden war. Dort hielt sie Kurse für Arbeiterfrauen ab.
1918, mit der Wahl von Wilhelm Blos zum ersten württembergischen Staatspräsidenten, zog das Ehepaar in die Dienstwohnung im Alten Schloss, wo sie auch nach der Abdankung von Wilhelm Blos 1920 wohnen bleiben konnten. Als er1927 starb, konnte Anna diese Dienstwohnung weiterhin nutzen.
In ihren Büchern, die nach dem Tod von Wilhelm erschienen, setzte sich Anna Blos für eine Neubewertung der Rolle der Frau in der Geschichtsschreibung ein. Bis dahin kamen Frauen in der Geschichtsschreibung meist gar nicht vor. Aber Anna Blos suchte nach ihnen in alten Quellen. In ihrem 1928 herausgegebenen Buch „Frauen der Revolution 1848" würdigte sie die wichtige Beteiligung der Frauen an dieser Revolution. In ihrem ein Jahr später erschienenen Buch „Frauen in Schwaben" beschreibt sie die Leistungen von 15 Frauen aus dem Schwabenland. 1930 verfasste sie zusammen mit anderen Frauen das Buch „Die Frauenfrage im Lichte des Sozialismus", eine Geschichte der sozialdemokratischen Frauen.
Anna Blos verlor nach dem Brand des Alten Schlosses 1931 ihre Wohnung und auch ihre sehr umfangreiche Bibliothek, die sie zusammen mit ihrem Mann Wilhelm aufgebaut hatte. Sie starb 1933 in Stuttgart und wurde auf dem Pragfriedhof bestattet.
Weiterführende Literatur und Quellen:
Claudia Weinschenk, Anna Blos, geb. Tomasczewska. Lehrerin, Politikerin, Pionierin der Frauengeschichtsforschung, in: Pro-Alt-Cannstatt: „Und die Frauen?" Cannstatter Frauengeschichten aus zehn Jahrhunderten, Ludwigsburg 2021, S. 118-121.
Maja Riepl-Schmidt, Wider das verkochte und verbügelte Leben. Frauen-Emanzipation in Stuttgart seit 1800, Stuttgart 1998, S. 173-182.
Bildquelle: Unbekannter Fotograf - Bureau des Reichstages (Hg.): Handbuch der verfassunggebenden Nationalversammlung, Weimar 1919. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1919., PD-alt-1923, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=4595447
Autorin: Elisabeth Skrzypek
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