21. Oktober: Elisabeth Altmann-Gottheiner (1874–1930)
Erste Hochschuldozentin, Frauenrechtlerin


Elisabeth Altmann-Gottheiner um 1908
Elisabeth Altmann Gottheiner (1874-1930) war die erste Hochschuldozentin in Deutschland. Zusammen mit Alice Bensheimer bildete sie die kontinuierliche Kraft im Bund Deutscher Frauenvereine (BDF), dem Dachverband, der den frühen Aktivistinnen der Frauenbewegung ein kollektives Selbstbewusstsein und Solidaritätsgefühl vermittelte.

Als Elisabeth Altmann-Gottheiner am 21.Oktober 1930 starb, waren die dunklen Schatten des Antisemitismus an der Handelshochschule Mannheim und in der Stadt schon allgegenwärtig. Sie hatten die letzten Lebensjahre des Ehepaares Altmann stark belastet. Verdienste in der Sozialfürsorge vor allem während des Ersten Weltkrieges galten zu dieser Zeit nicht mehr viel.

Wie kam die am 26.März 1874 in Berlin geborene junge Frau aus gutbürgerlichem jüdischem Elternhaus überhaupt nach Mannheim und noch dazu in eine so außergewöhnliche Stellung? Über ihren frühen Bildungsweg ist nichts Näheres bekannt. Ein England-Aufenthalt vermittelte der Sechzehnjährigen Impulse, die ihr weiteres Leben prägten: ihr Eintreten für die Frauenbewegung, ihr soziales Engagement und ihre internationale Offenheit.

Sie begann ihr Studium 1899 in London, wechselte dann an die Universität Berlin, wo man ihr allerdings die abschließende Promotion verweigerte. Daraufhin promovierte sie in Zürich, wo man Frauen schon seit 1865 die Tore geöffnet hatte, mit einer Arbeit unter dem Titel:“Studien über die Wuppertaler Textilindustrie und ihre Arbeiter in den letzten 20 Jahren“. Da in der Textilindustrie vorwiegend Frauen arbeiteten, ging es um eine Situationsanalyse der Arbeiterinnen, die geeignet war, das soziale Gewissen bürgerlicher Kreise wachzurütteln.

Am 5.November 1906 heiratete sie Sally Altmann, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus Berlin. Sally Altmann wurde als Dozent an die Handelshochschule Mannheim berufen und er erwirkte wohl in seinen Berufungsverhandlungen die Beschäftigung Elisabeth Altmanns als „Lehrkraft für einzelne Vorlesungen“. Ihre Tätigkeit war so verdienstvoll, dass ihr 1925 auf Antrag des Rektorats und Senats der Handelshochschule Mannheim der Professorentitel verliehen wurde.

Neben Hamburg, Berlin und München zählte Mannheim zu den Zentren der bürgerlichen Frauenbewegung, so dass Elisabeth Altmann ihre früheren Aktivitäten in Berlin auch in Mannheim wieder aufnehmen konnte. Sie engagierte sich schon 1908 im Vorstand des Vereins Frauenbildung – Frauenstudium. Im gleichen Jahr wurde sie Mitglied des BDF. Zwischen 1912 und 1924 war sie dort in enger Zusammenarbeit mit der Schriftführerin Alice Bensheimer als Herausgeberin der Vereinszeitschrift und Schatzmeisterin tätig. Sie vertrat den Verein bei internationalen Konferenzen und war Schriftführerin für das Ausland. Während des Ersten Weltkrieges intensivierte das Ehepaar seine Tätigkeit in der Kriegsfürsorge.

Ihre absolute Pionierleistung aber bestand 1916 in der Gründung der Sozialen Frauenschule zusammen mit Marie Bernays, deren Ziel es war, Mädchen ab 18 Jahren für Sozialberufe vorzubereiten. Neu für die damalige Zeit war das Bestreben, das von Frauen angestammte Tätigkeitsfeld der Fürsorge durch eine qualifizierte Ausbildung zu einem Beruf ‚aufzuwerten‘. Die Schule erlangte 1921 die staatliche Anerkennung. Die Finanzierung wurde zunächst von dem Verein Frauenbildung – Frauenstudium getragen, ab 1928 übernahm sie die Stadt. Die Schule besteht heute noch als Fachhochschule für Sozialwesen, die seit 2006 Teil der Hochschule Mannheim ist.

In einer Rede für die Deutsche Demokratische Partei betonte Elisabeth Altmann quasi als ihr Motto: "Frauen bedenkt, ihr seid die Hüterinnen des Lebens, zum Hegen und Pflegen, nicht zum Zerstören und Vernichten geschaffen."

Weiterführende Literatur und Quellen:

Literatur:

Alexa Gwinner, Hunger ist die entscheidende Kraft, die sie vorwärts trieb – Elisabeth Altmann-Gottheiner und Käthe Bauer-Mengelberger, in: Stadt ohne Frauen, Mannheim 1993, S.299-311.

Rosmarie Günther,Eine vorbildliche Netzwerkerin Elisabeth Altmann-Gottheiner, in: Mannheimer Geschichtsblätter 20/2010, S. 21-34.
Bildquelle: Wikimedia Commons
Autorin: Rosmarie Günther

 

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