14. April: Amalie von Stubenrauch (1805–1876)
Hofschauspielerin


Amalie von Stubenrauch (1830)
Am 14. April 1876 starb die Theaterschauspielerin Amalie Stubenrauch. 1805 in München geboren, spielte sie ab 1828 am Hoftheater in Stuttgart. Dort war sie einerseits als Schauspielerin sehr beliebt, andererseits gab es auch Stimmen, die ihre macht-volle Stellung als Vertraute von König Wilhelm I. kritisierten.
Amalie Stubenrauch stammte aus einer gut situierten Familie, ihr Vater war königlich-bayerischer Artillerieoffizier und sie erhielt eine gutbürgerliche Bildung. Aber sie wollte ans Theater und debütierte 1823 erfolgreich am Münchner Hoftheater.
1828 erhielt Amalie eine Festanstellung am Stuttgarter Hoftheater, nachdem König Wilhelm I. sie bei einem Gastspiel gesehen hatte.
Amalie Stubenrauch wird als groß und üppig beschrieben, als ernst und warmherzig, als klug und weltgewandt. Im Theater lagen ihr eher die dramatischen Rollen.
Als Amalie Stubenrauch ans Hoftheater kam, war Stuttgart eine aufblühende Residenzstadt und sowohl die Oper als auch das Theater erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Neben Amalie Stubenrauch spielte auch der in Deutschland hochgeschätzte Schauspieler und Regisseur Karl Seydelmann am Hoftheater. Aber er verließ Stuttgart 1838 wegen der seiner Meinung nach zu machtvollen Position von Amalie Stubenrauch. Er sei " ... nicht willens, den stolzen Nacken unter das Joch des Courtisanenthums zu beugen". Und der Intendant Graf Leutrum nahm 1841 seinen Abschied mit den Worten: „Solange eine Schürze das Theater regiert, kann es damit nicht besser werden."
Diese Kritik an Amalie Stubenrauch wurde aber nicht von allen geteilt. Das Stuttgarter Hoftheater galt als eines der führenden Theater in Deutschland und Amalie Stubenrauch hatte daran maßgeblichen Einfluss.
Wilhelm I. hatte sie nach Stuttgart geholt und sie wurde seine Geliebte. Sie war nicht seine Mätresse, sondern eine finanziell unabhängige Freundin, eine Vertraute. Sie gehörte nicht zur höfischen Gesellschaft, aber ihr Salon galt als eine echte Bereicherung für die Stuttgarter Gesellschaft. Bei ihr traf sich die Stuttgarter Literatur- und Theaterszene. Doch es waren weniger die Schwaben, sondern eher die Zugezogenen, die ihren Salon besuchten.
Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Amalie und der dritten Ehefrau von Wilhelm I, Pauline. Als das Hoftheater 1845 wegen Renovierungsarbeiten ins Schloss umziehen musste, verwehrte Pauline als Hausherrin der Stubenrauch den Zutritt. Das hatte zur Folge, dass Amalie Stubenrauch den Abschied von der Bühne nahm; ihren Einfluss aufs Theater behielt sie aber bei. Seit den 1840er Jahren wird sie als Amalie von Stubenrauch bezeichnet.
Pauline wusste bei ihren Auseinandersetzungen mit der Stubenrauch die WürttembergerInnen auf ihrer Seite. Amalie Stubenrauch galt als Störerin des Ehefriedens, als Zugezogene, als Katholikin, die im Theater alle wichtigen Posten mit Nicht-Schwaben besetzt hatte. Das wurde von vielen kritisch gesehen. Andere meinten, dass sie durchaus gute Leute ans Theater geholt hätte. So schrieb der rheinische Schriftsteller Friedrich Hackländer über Stuttgart: „... daß sich wenige Städte so durch kleinliche Klatschsucht, Missgunst und Neid, vor allem aber durch ein unbegrenztes Misstrauen gegen Jeden auszeichnen, der nicht das Glück hat, an den Ufern des Nesenbachs geboren zu sein."
Wilhelm stand bis zu seinem Tod zu Amalie von Stubenrauch. Als er erkrankte, begleitete Amalie ihn auf seinen Kuren an die Riviera. Doch als er 1864 starb, musste Amalie von Stubenrauch noch am gleichen Tag Stuttgart verlassen. Sie zog an den Tegernsee, wo sie ein Gut erworben hatte.

Wilhelms Sohn Karl I. versuchte, die finanziellen Ansprüche von AmaIie von Stubenrauch anzufechten. Der Vorwurf der unrechtmäßigen Bereicherung wurde juristisch widerlegt, aber ihre Pensionsansprüche konnte sie dennoch nicht vollständig durchsetzen.
Karl versuchte auch die Briefe, die Wilhelm an Amalie geschrieben hatte, in die Hand zu bekommen, weil er befürchtete, dass sie intime Einzelheiten aus dem königlichen Familienleben enthielten. Aber bevor Amalie von Stubenrauch 1876 starb, hatte sie viele der Dokumente verbrannt.
So gibt es heute kaum Quellen über diese wohl recht innige Beziehung zwischen Wilhelm I. von Württemberg und der Hofschauspielern Amalie von Stubenrauch.

Weiterführende Literatur und Quellen:
Dorothea Keuler: Amalie von Stubenrauch. Kabale und Liebe am Hoftheater. „Dieses zarte Verhältniß ist das öffentliche Geheimnis der Residenz". In: Provokante Weibsbilder, Tübingen 2011, S. 136-148
Cornelia Oelwein: Amalie Stubenrauch (1805 - 1876). Bühnenstar und Geliebte des Königs, Stuttgart 2020
Sybille Oßwald-Bargende: "Fleisch und Blut gewordene Poesie": die Hofschauspielerin Amalie von Stubenrauch. In: Schlösser Baden-Württemberg. Nr. 2, 2005, S. 32-35
Bildquelle:
http://www.museum-digital.de/bawue/index.php?t=objekt&suinin=1&suinsa=7&oges=378
Autorin: Elisabeth Skrzypek

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